Depotwert fällt um 3,56% an einem Tag

Die neue Corona-Variante aus Südafrika hat am Freitag für einige Unruhe an der Börse gesorgt. So ist mein Depot gestern um 3,56% im Wert gefallen. Viele Privatanleger auf Twitter haben vergleichbare Werte gepostet. Mal ein kurzer – vermutlich sehr unspektakulärer – Blick in mein Börsen-Gefühlsleben nach so einem Tag.

Wenn wir an dieser Stelle über Verluste reden, so sind dies erstmal nur Buchverluste. Genauso wie die bisherigen Gewinne in meinem Depot auch nur auf dem Papier stehen. In beiden Fällen wird es ja erst ernst, wenn man wirklich Anteile einer Aktie oder eines ETFs verkauft.

Auch war das was wir Freitag erlebt haben meilenweit von einem Börsen-Crash entfernt. Obwohl es sicherlich individuell unterschiedlich ist, wie man so etwas empfindet. Objektiv betrachtet war dies aber “lediglich” eine Korrektur. Bei einem Crash müsste man sicherlich mit ganz anderen Kurs-Rückschlägen rechnen und dann auch zurecht kommen.

Das klingt ja jetzt alles erstmal super abgeklärt und cool. Aber das sind dann in absoluten Summen schon durchaus Zahlen bei denen man mal kurz – oder auch etwas länger – schluckt. Buchgewinne hin oder her, das Depot wird halt schon ein spürbares Stück schmaler und das ist nicht schön.

Buy the Dip … oder doch nicht

Wie immer im Leben gibt es natürlich auch hier verschiedene Perspektiven das Ganze zu betrachten. Auf der einen Seite – wie oben geschildert – sind lieb gewonnene Gewinne dahingeschmolzen. Auf der anderen Seite erscheint der ein oder andere Kurs nun verlockend für einen Nachkauf. Das allseits bekannte – und beliebte – Buy the Dip.

Hier maße ich mir mal absolut gar nicht an zu beurteilen, ob sich das Freitag nun schon gelohnt hat oder nicht. Hängt ja auch immer stark davon ab, wie unterschiedlich weit einzelne Werte ggf. gefallen sind.

Ich habe schon bei kleineren Dips zugeschlagen. Diesen Freitag habe ich aber erstmal die Füße still gehalten. Dabei hatte ich folgende Überlegungen:

  • Meine Investitionen für den November sind durch und im Prinzip stehen die nächsten Käufe erst wieder im Dezember an. Das Geld für die Aktienkäufe muss ja auch erstmal irgendwo her kommen.
  • Viel Cash für große Nachkäufe habe ich ohnehin nicht auf dem Verrechnungskonto und die Unternehmen, die ich aktuell gerne (nach)kaufen würde, sind tatsächlich im Verhältnis eher wenig gefallen.
  • Geht es kommende Woche wieder komplett hoch, dann habe ich jetzt auch nicht wirklich viel verpasst. Bei meinem Zeithorizont (> 15 Jahre) macht es den Braten nicht wirklich fett, ob ich diesen Dip mitnehme oder im Dezember dann doch wieder zu den dann evtl. etwas höheren Kursen (nach)kaufe.

Geht es in der kommenden Woche nochmal weiter runter, dann werde ich sicherlich zuschlagen. Das ist dann aber auch schon der reguläre Kauf für den Dezember. Vielleicht nutze ich dann noch etwas “Zusatz-Cash” vom Verrechnungskonto. Ich bin eh irgendwie eher so der Typ “voll investiert”. Das ist glaube ich nicht unbedingt die beste Strategie, aber bei mir ist es halt einfach so.

Dazu muss ich dann aber auch sagen, dass bei einem richtigen – so richtig heftigem, echten – Crash hier noch etwas Geld auf einem Tagesgeld-Konto rumlungert, welches erstmal nichts mit Investieren zu tun hat. Da müsste dann der Familienrat tagen, ob das in so einem Fall dafür angeknackt wird oder nicht. Tatsächlich habe ich mir da noch nie wirklich Gedanken drüber gemacht und ich glaube auch es wird im Zweifelsfall keine einfache Entscheidung.

Aber ganz ehrlich: Wenn ich in einem Crash nicht “wie ein Wilder” nachkaufe – bzw. nachkaufen kann – wird mich das auch nicht umbringen. Das ist eh ein Glücks-Spiel, zumindest für einen Amateur wie mich. Vielleicht passiert die nächsten 15 Jahre gar nichts und ich habe alles richtig gemacht “voll” zu investieren. Oder der Crash lauert um die nächste Ecke und ich ärgere mich nicht mehr Cash zurück gehalten zu haben.

Auch dabei gibt es ja wieder verschiedene Szenarien. Kurz und heftig wie der “Corona-Crash” im März 2020. Wer da gekauft hat steht heute vermutlich sehr gut da. Aber es kann ja auch nach dem Crash in eine längere Seitwärts-Bewegung gehen. In der würde ich ja dann ohnehin über meinen ganz normalen Turnus kontinuierlich nachkaufen.

Perspektiven-Wechsel

Setzen wir das Ganze auch schnell nochmal in eine etwas größere Perspektive.

Performance im November 2021

Mein Gesamtdepot liegt im November – nach den Kursverlusten gestern – gerade mal 0,04% im Minus. Die “Verluste” haben mich also nur die bisherigen “Gewinne” im November gekostet.

Das ist nun wirklich nichts was mir irgendwie den Schlaf raubt. Ohne meine Crypto-Spielwiese, d.h. nur mit Aktien und ETFs, wäre ich sogar immer noch leicht im Plus.

Indizes über 5 Jahre

Werfen wir noch einen schnellen Blick auf die typischen Indizes über einen Zeitraum von 5 Jahren. Dann wird auch schnell klar, dass der letzte Freitag doch irgendwie recht unbedeutend war. Das gilt zumindest für einen langfristig orientierten Anleger und zu dieser Gattung kann ich mich zum Glück zählen.

Und man sieht auch mal wie ein echter Crash aussieht im März 2020, inkl. einer echt starken und schnellen Erholung der Kurse danach. Wie immer sind auch hier mahnende Worte angesagt: Das muss nicht immer so aussehen mit der Erholung!

Fazit

Ich bin jemand der sehr häufig aufs Depot schaut. Und ich tue das auch an solchen Tagen wie gestern. Und ich denke ich werde das auch dann noch tun, wenn es mal zu einem richtig großen Rücksetzer kommt. Den Begriff Crash habe ich jetzt oft genug benutzt, der gefällt mir eigentlich nicht wirklich!

Und natürlich freue ich mich, wenn das Depot gut läuft. Aber wenn es runter geht löst das in mir keine Sorgen oder Ängste aus. Oder gar Gedanken an einen Verkauf oder kompletten Ausstieg aus der Börse. Auch fallende Kurse gehören einfach zum Investieren dazu und diese wahr zu nehmen gehört für mich genauso dazu wie bei steigenden Kursen.

Als Dividenden-Jäger kann man sich ja dann auch nach wie vor über eben diese Dividenden freuen. Natürlich kann es auch hier Kürzungen geben – und gab es ja auch im Corona-Crash – aber auch das gehört dann dazu. Letzten Endes ist mir persönlich der Cashflow über die Dividenden noch wichtiger als Kursgewinne.

Investiert man einfach stoisch durch all diese Phasen hindurch weiter, so ist dies glaube ich ein nicht zu verachtender Teil des Erfolgs vieler Privatanleger, die das Glück – besser gesagt die Weitsicht – hatten, schon früher mit dem Investieren begonnen zu haben. Garantien gibt es aber auch hier nicht und letzten Endes muss immer jeder für sich selbst entscheiden.

Meine Entscheidung steht allerdings: Weiter investieren und in 10 oder 15 Jahren zu denen gehören, die dann schon länger dabei sind und dann vielleicht auch schon einige Hochs und Tiefs mitgemacht haben!


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Ein Gedanke zu „Depotwert fällt um 3,56% an einem Tag

  1. Sigerl Antworten

    Hallo Thomas,

    an einem Aktiencrash im Jahr 2020 kann ich mich nicht mal erinnern.
    Bei Crash denke ich eher an die Jahre 2008 und 2009. Oder nach der Jahrtausendwende, als der Neue Markt zusammenbrach.
    Bei mir im Depot ist zwar immer wieder etwas zusammen gebrochen, aber das waren Einzelunternehmen, wie Worldcom, Citigroup, Royal Bank of Scotland, Nokia und auch die Deutsche Bank gehört dazu.
    Dann muss man ausbuchen, oder die Reste verkaufen und wieder nach vorne schauen.
    An der Börse investieren ist spannend und ich möchte es nicht mehr missen. Nur schade, dass es den Anleihemarkt praktisch nicht mehr gibt.
    Ich erinnere mich noch gerne an die Zeit, als die Bundesrepublik Deutschland, die Deutsche Bahn und die Post über 10% zahlten wenn man ihnen Geld geliehen hat.
    Noch ein Wort zu einem möglichen Crash. Da sehe ich tatsächlich mehrere Möglichkeiten: Entweder kommt es zu einem neuen Weltwährungssystem, nur zu einer Währungsreform, oder eine Auflösung des Euros, der dann die Möglichkeit bietet, einige Länder bankrott gehen zu lassen.
    Es stehen ganz bestimmt spannende Zeiten vor uns.
    LG Sigerl

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