Börse – Entspannt im Bärenmarkt!

Seit einiger Zeit – für mich gefühlt seit Beginn des Jahres – sind wir im Bärenmarkt angekommen. Aktienkurse fallen und die schönen Buchgewinne vergangener Jahre schmelzen langsam aber sicher dahin. In diesem Beitrag versuche ich mal meine – recht entspannte – Gefühlslage in dieser Situation zu beschreiben.

Starten wir mit einem kurzen Blick auf die Entwicklung meines Depots für zwei verschiedene Zeiträume. Zunächst einmal YtD, also die Entwicklung seit Jahresbeginn. Und das sieht irgendwie schon ein wenig übel aus.

Performance seit Jahresbeginn 2022

Jetzt zoomen wir mal ein wenig raus wie es immer so schön heisst. Am Depotstand ändert sich damit natürlich rein gar nichts, aber es sieht sofort deutlich entspannter aus.

Performance seit Beginn

Es ist etwas schwierig genau festzumachen wie lange ich an der Börse aktiv bin. ETFs bespare ich jetzt denke ich drei oder vier Jahre. In Einzelaktien investiere ich jetzt aktiv seit knapp zwei Jahren. Das einfach nur um die obigen Werte etwas besser einschätzen zu können.

Psychologie im Bärenmarkt

Man liest es immer wieder und je länger ich dabei bin desto mehr spüre ich es auch selber: An der Börse – und insbesondere in einem Bärenmarkt – spielt die Psychologie eine entscheidende Rolle.

Im letzten Jahr gab es mit jedem Portfolio-Update neue Hochs. Damals habe ich es schon immer wieder geschrieben, dass ich mir klar machen muss: So kann und wird es nicht ewig weiter gehen.

Jetzt bin ich in der glücklichen Situation, dass ich mit meinem Depot insgesamt immer noch im Plus bin. Trotzdem habe ich über 10% meiner Buchgewinne “verloren”. Mein Depot ist jetzt nicht riesig, aber auch nicht total klein, also das sind dann durchaus schonmal Summen – so in Euros – wo man schonmal schluckt.

Und das macht sicherlich einen großen – das sind wir wieder – psychologischen Unterschied, ob ich nach 10% virtuellen Verlusten immer noch knapp 10% im grünen Bereich bin oder dann vielleicht schon 5% im Roten. Solange ich aber nicht die Absicht habe zu verkaufen, macht es nüchtern betrachtet eigentlich gar keinen Unterschied.

Klar, in dem Moment wo man in den Sack haut – oder auch wohl überlegt seine Aktien zu Geld macht – wird es schon einen Unterschied machen. Ich könnte jetzt auscashen, meinen verbliebenen Gewinn realisieren und dann schauen was ich weiter tue und wann ich wieder einsteige.

Ich vermute Anleger mit mehr Erfahrung oder professionelle Anleger würden so agieren und fahren vermutlich besser damit. Warum tue ich das dann nicht?

Da gibt es drei Aspekte, die direkt mit mir und meiner Anlage-Strategie zusammen hängen:

  • Ganz ehrlich: Jetzt alles – oder große Teile meines Depots – zu verkaufen würde mich echt hart stressen! Ich hätte permanent die Befürchtung den passenden Wiedereinstieg zu verpassen. Auch müsste ich dann ja auch ggf. direkt mit größeren Summen agieren bei so einem Wiedereinstieg. Am Ende des Tages bin ich halt Software-Entwickler und kein Investment-Profi und das ist mir auch sehr bewusst.
  • Meine größte Motivation beim Investieren – und ich denke das geht vielen Dividenden-Anlegern so – ist das langsam aber stetig wachsende Dividendeneinkommen. Darauf möchte ich nicht mehr verzichten. Auf diesen Punkt gehe ich weiter unten auch noch detaillierter ein.
  • Ich bin nicht gierig. Das mag merkwürdig oder aufgesetzt klingen oder so als hätte ich es (die “beste” Rendite) nicht nötig. Aber es ist einfach so und ich bin zufrieden mit meiner Depot-Entwicklung insbesondere im Vergleich zur Vorstellung immer noch nur ein Tagesgeldkonto zu besitzen. Vielleicht rangiere ich damit für einen Kleinanleger eher am unteren Ende dessen was an Rendite möglich ist. Aber das ist für mich völlig ok, weil ich einfach mehr als zufrieden damit bin. Mit meinem MSCI World ETF schaffe ich die entsprechende Marktrendite und bei den Einzelaktien ist die Rendite eh zweitrangig, da es mir in erster Linie auf die Dividenden ankommt.

Den Punkt mit den Dividenden müssen wir jetzt denke ich noch etwas vertiefen.

Dividenden-Strategie to the extreme

Sicherlich habe ich es auf diesem Blog schon öfter erwähnt, z.B. schon sehr früh hier. Das Geld welches in die Dividendenaktien fliesst ist für mich wie Geld in z.B. eine Riester-Versicherung. Nur dass hier die Rendite und die Konditionen nicht so absolut beschissen (sorry für die Wortwahl) sind.

Sprich solange die Dividenden ausgeschüttet werden – und idealerweise auch Dividendenwachstum vorhanden ist – könnten die Aktien auch gar nichts mehr wert sein und es wäre – ins Extreme gedacht – kein Problem für meine Strategie. Es würde für mich im Prinzip keinen Unterschied machen, denn ich will diese Aktien niemals verkaufen, um damit Kursgewinne zu realisieren.

Natürlich hoffe und denke ich mal, dass es so extrem nicht werden wird. Aber es soll meine Strategie und meine Ziele nochmal ganz klar machen. Und daran kann auch kein Bärenmarkt rütteln. Also zumindest solange die (Börsen-)Welt dabei nicht ganz untergeht.

Naja, und wenn sie doch untergeht arbeite ich halt bis 70, denn ich habe das große Glück, dass mir meine Arbeit wirklich Spass macht. Allerdings halte ich solche völligen Untergangs-Szenarien für doch eher unwahrscheinlich.

Buy the Diiiiiiiiiiiiiiip

Wer kennt den Gedanken nicht: Wow, die Aktie ist soweit gefallen und jetzt ein echtes Schnäppchen. Schon ist die monatliche Kohle für Aktienkäufe rein gebuttert, nur um eine Woche später festzustellen, dass da doch noch Luft nach unten war.

Das passiert mir immer noch mit schöner Regelmässigkeit und wäre ich Trader ich wäre vermutlich schon längst pleite. Aber ich bin kein Trader und will auch gar keiner sein bzw. werden. Beim Investieren bin ich eher sowas wie ein begeisterter Amateur.

Es ist immer die Geschichte mit dem berühmten Griff ins fallende Messer. Es passiert mir, aber auf der anderen Seite gibt es auch immer wieder Situationen wo ein schneller Anstieg kommt und ich “die Chance” verpasse. Oft genug liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Auch hier könnte ich natürlich in einem Bärenmarkt die Käufe aussetzen und es gibt auch Anleger, die das tun. Aber wie oben geschrieben würde ich mich auch hier wieder schwer tun den richtigen Einsieg zu finden und würde vielleicht bei einem langen Bärenmarkt auch lange mein Dividendeneinkommen nicht erhöhen.

Also bin ich ein bekennender “Buy the Dip bis ich keine Kohle mehr habe”-Anleger und im nächsten Monat dann halt wieder auf ein Neues. Meine These ist, dass ich damit immer noch deutlich besser fahre als würde ich mein Geld gar nicht investieren. Und letzten Endes ist es einfach auch entspannt: Das Geld ist da und wird dort investiert wo ich es für sinnvoll halte und gerne auch da wo Kurse runter gekommen sind wenn das entsprechende Unternehmen eh auf der Einkaufsliste steht.

Vielleicht geht es danach hoch, vielleicht geht es auch ordentlich runter oder es läuft erstmal seitwärts. Auf jeden Fall hat man immer Gesprächsstoff und – für mich der wichtigste Teil – ein gesteigertes Dividendeneinkommen.

Fazit

Tatsächlich bin ich auch im aktuellen Bärenmarkt entspannt an der Börse unterwegs. Die ETF-Sparpläne laufen und das Budget für Einzelaktien wird – wie oben geschrieben – auch jetzt kontinuierlich investiert.

Meine Strategie ist dabei sicherlich nicht optimal im Sinne von “gewinnmaximierend”, aber ich bin zufrieden. Dabei gibt es eine Sache die ich besonders mag: Es ist meiner Meinung nach eine sehr einfach umzusetzende Strategie!

Natürlich können Dinge passieren, die auch mir Kopfschmerzen bereiten würden. Wenn der jetzige Bärenmarkt z.B. 20 Jahre dauert, ist mein Plan mit ETFs bis zur Rente einen gewissen Kapitalstock aufzubauen wohl teilweise dahin. Dieser Fall wäre aber für mich auch keine Katastrophe, sondern es müssten dann ein paar Planänderungen erfolgen. Getreu dem Motto: Es lief alles nach Plan nur der Plan war Mist ;-)!

Wenn jetzt reihenweise langjährige Dividendenzahler (sprich Unternehmen) pleite gehen oder die Dividenden extrem gekürzt würden mache ich natürlich auch ein schmales Gesicht. Persönlich halte ich das aber nicht für wahrscheinlich und ich habe auch die Hoffnung, dass sowas nicht von heute auf morgen passieren würde. Wenn doch sind wir wieder bei dem Thema “Arbeiten bis 70” oder so.

Hoffe das hat einen ganz guten Einblick in meine Anlagestrategie und die zugehörige Gefühlswelt gegeben. Ich fürchte ja ein wenig wenn die Kollegen von BörsenBunchTV das zufällig lesen sollten bekomme ich lebenslange Sperre auf dem Kanal. Die denken dann sicherlich ich höre da nicht richtig zu ;-).

Aber für mich ist sehr wichtig, dass ich hier nicht in meiner eigenen Gedankenblase lebe. Dafür ist es extrem hilfreich immer wieder andere Ansätze und Strategien anzuschauen und auch die Ideen dahinter zu verstehen (hoffentlich). So kann ich mich immer wieder hinterfragen und kann dann für mich entscheiden, ob meine Strategie noch passt.

Das ist auch abschliessend meine Empfehlung an alle die an der Börse starten wollen oder vielleicht auch schon etwas länger dabei sind. Es gibt wirklich viele super Möglichkeiten sich zu informieren. Daraus muss man dann am Ende sein eigenes Ding entwickeln. Das kann einem keiner abnehmen, aber das ist ja auch der halbe Spass!


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