Weiter im Bärenmarkt

Aktuell wird es schon ein klein wenig ruhiger in der Finanz-Bubble. Der Bärenmarkt schlägt weiter zu und da gibt es die, die frühzeitig verkauft haben oder aber auch jetzt noch aussteigen. Und dann gibt es die Fraktion – zu der ich gehöre – die auch in dieser Marktphase weiter hält und weiterhin regelmässig Nachkäufe tätigt.

Das ist schon nicht wirklich schön aktuell an der Börse. Das Plus in meinem Gesamtportfolio ist seit Anfang des Jahres von in der Spitze 20% auf knapp unter 5% gesunken. Würde man die Dividenden nicht mit rechnen, wäre das Depot nur noch knapp 2% im Plus.

Gesamtperformance – Stand 17. Juni 2022

Jetzt bin ich zum Glück noch im Plus, was schon noch ein psychologischer Vorteil ist. Aber mittlerweile stelle ich mich auch darauf ein, dass die Performance dieses Jahr noch in den roten Bereich kippen kann.

Ich weiss gar nicht ob es einen speziellen Namen für den Verlust von nicht realisierten Buchgewinnen gibt. Gefühlt ist da halt erstmal ein ordentlicher Betrag Kohle weg. Jetzt könnte ich mich ja sogar noch mit einem kleinen Plus aus dem Aktienmarkt verabschieden, aber das ist definitiv nicht mein Plan!

Das geht doch besser, oder?!

Es gab – z. B. auf Twitter – genug Stimmen die frühzeitig für einen (Teil-)Ausstieg aus Aktien “geworben” haben. Würde ich heute nicht viel besser da stehen, wenn ich das auch gemacht hätte?

Dazu habe ich in diesem Artikel schon einiges geschrieben. Mein Depot mal eben so – weitestgehend – aufzulösen, um dann später wieder einen (guten) Einstieg zu finden traue ich mir schlicht nicht zu. Ich investiere Geld an der Börse, weil ich es sinnvoll finde und damit für die Rente vorsorgen möchte. Aber ich bin kein Börsianer, Banker oder Finanzexperte.

In dieser Gruppe von Menschen finden sich sicherlich einige, die in einer solchen Börsenphase mehr Gewinne machen als jemand mit meinem Anlegerprofil. Mir reicht es an dieser Stelle mit meinen ETF-Sparplänen monatlich mehr Anteile für dasselbe Geld einzusammeln und auch Einzelaktien “günstiger” zu kaufen.

Wobei gerade in der aktuellen Situation nach günstiger auch nochmal sehr viel günstiger folgen kann. Das habe ich erst kürzlich bei meinem Nachkauf von Intel zu spüren bekommen, denn die Aktie ist danach direkt nochmal gut gefallen.

Meine – amateurhafte – Überlegung dabei ist: Wenn der Markt (oder einzelne Unternehmen) nachhaltig vor die Hunde gehen ist es auch egal, ob ich zu 43,00€ oder zu 37,00€ (fiktives Beispiel) gekauft habe. Erholt sich der Markt und wir landen z. B. bei 50,00€, dann habe ich sicherlich nicht den besten Schnitt gemacht, aber für mich ist das ok und ich sammle dabei ja immer fleissig Dividenden ein.

Niemand kann sagen wann es wie schnell wieder hoch geht (oder weiter runter). Ich denke bei nachhaltig guten Nachrichten – für die es ganz abseits von der Börse finde ich mal echt wieder Zeit ist in dieser Welt – kann es denke ich auch schnell wieder aufwärts gehen. In so einer Phase dann das Depot quasi wieder aufzubauen würde ich mir gar nicht zutrauen und müsste dann ja auch immer die Möglichkeit dazu haben (Urlaub, Krankheit, Arbeitsstress).

Meine Strategie passt für mich sehr gut und ist vor allen Dingen auch sehr stressfrei, da ich nicht den Druck habe auf bestimmte Ereignisse sofort reagieren zu müssen.

Buying all the Dips

“Buy the Dip” ist mittlerweile schon der absolute Running Gag auf Twitter. Die Sache mit dem Nachkaufen ist aktuell denke ich so eine Sache und spaltet die Community auch ein wenig. Die Einen wollen abwarten bis eine nachhaltige Erholung einsetzt, da man ja nicht sagen kann wie weit es noch runter geht. Die Anderen – dazu zähle ich – kaufen weiterhin monatlich auch Einzelaktien nach. Wieder andere lassen nur noch die ETF-Sparpläne weiter laufen.

Ich finde es spannend, dass es die verschiedenen Möglichkeiten gibt und jeder verfolgt dabei seine Strategie. Eigentlich ist das doch das Wichtigste: Ich habe meine Strategie – oder meine Idee vom Investieren – und handle danach. Dabei kann ich mich ja auch jederzeit anders entscheiden, wenn mir eine andere Idee besser erscheint oder ich lasse Teile von anderen Ansätzen in meine Strategie einfliessen.

Das tue ich z.B. an der Stelle, dass ich nicht mehr zu 100% investiert bin. Ich kaufe immer noch monatlich nach, aber ich versuche dabei auch immer zumindest noch ein wenig Kapital auf dem Verrechnungskonto zu behalten. Klingt auf der einen Seite vielleicht nach einem etwas halbherzigen Ansatz, aber für mich passt das aktuell am Besten und fühlt sich gut und richtig an.

Letzten Endes will doch sicherlich niemand von uns schlaflose Nächte wegen dem ganzen “Börsenkram” haben!

Dividenden to the rescue!

Zu guter Letzt hilft mir in dieser Marktphase definitiv das stetige Eintrudeln von Dividendenzahlungen. Klar, wenn ich mit einer T. Rowe Price Group knapp 40% im Minus liege könnte man sagen die Dividende reisst es jetzt auch nicht raus. Und ich wäre definitiv auch lieber ausgeglichen oder im Plus an so einer Stelle!

Aber mit meiner “Dividenden-für-die-Rente-ich-verkaufe-keine-Aktien”-Strategie ist der Cashflow erstmal recht beruhigend. Solange die Unternehmen gesund aufgestellt sind ist der Kurs für mich nicht das Entscheidende. Und natürlich verkaufe auch ich ab und zu mal Aktien, nur damit hier kein falscher Eindruck entsteht.

Und trotzdem möchte natürlich auch ich am Ende des Tages ein schönes Plus im Depot sehen. Mit meinem Zeithorizont von 16+ Jahren bin ich da aber auch mit meiner nicht 100%-tig optimierten Strategie trotzdem sehr zuversichtlich.

Wie war der Spruch noch gleich: Und wenn kein Plus im Depot steht, dann ist es auch noch nicht das Ende ;-)!

In diesem Sinne wünsche ich uns Allen gute – und stressfreie – Entscheidungen in dieser ja doch eher schwierigen Börsenphase.


Haftungsausschluss: Bei AktienTraum handelt es sich um eine rein private Seite zu Unterhaltungszwecken. Alle Informationen auf dieser Seite wurden sorgfältig recherchiert. Trotzdem kann für die Korrektheit keine Garantie übernommen werden. Insbesondere stellen Artikel nie eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder anderen Asset-Klassen da. Handeln an der Börse birgt das Risiko des Totalverlusts.

2 Gedanken zu „Weiter im Bärenmarkt

  1. David Port Antworten

    Genau dieser Ansatz wird auch in B. Grahams Buch ‚The Intelligent Investor‘ empfohlen für Bärenmärkte. Meiner Auffassung nach grundrichtig. Es gilt nur auch dann ruhig zu bleiben, wenn es in naher Zukunft mal richtig runtergeht. Da gehört gerade für mich als eher junger (und in solchen Situationen noch sehr unbedarfter) Anleger doch einiges an Nerven zu. Danke für den Beitrag und allgemein für das Teilen interessanter Einblicke und Diskussionsbeiträge auf Twitter.

  2. Jens Antworten

    Ich investiere nun auch seit 2015 mal mehr oder weniger am Kapitalmarkt. Bisher war der MSCI World ETF und der Kepler Europa Rentenfond sowie ein DAX ETF als Kombi das Mittel der Wahl. Ich interessiere mich sehr für die Börse und Aktien und habe seit Februar auch mit Trade Republic in die Welt der Aktien gestartet. Eine Mischung aus Dividenden- und Wachstumsstrategie ist es geworden, wobei die Aufteilung hier ca. 70% Dividendentitel und 30% Wachstumstitel geworden ist. Unternehmen die in mein Portfolio kommen schaue ich mir genau an und achte hierbei u.a. auf eine hohe Eigenkapitalquote, um bei anstehenden Krisen Sicherheit zu haben.

    Cryptos machen 5% in meinem Depot aus und auch wenn ich mit Corona schon einen kleineren Crash mitgemacht habe, haben mich die aktuellen Turbulenzen am Kryptomarkt Nerven gekostet. Mein Invest in Cryptos hatte ich zwar bewusst durch den Verkauf der DAX ETF Anteile realisiert, aber dennoch schmerzt es, wenn es plötzlich 70% Wertverlust aufweist.

    Bei Aktien mache ich mir momentan keine Gedanken. Hier lasse ich die Sparpläne weiterlaufen und erhöhe sogar einige Positionen wie z.B. Procter & Gamble. Bei Cryptos bin ich momentan auch etwas vorsichtiger und sehe von weiteren Invests ab. Für mich ist der Bärenmarkt auch eher eine gute Möglichkeit, rentable Unternehmensanteile zu einem günstigen Preis nachzukaufen.

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