ETF-Verkauf – Ein Fehler?

Diese Woche hat mich dann doch die Sorge um die Ukraine-Krise gepackt und ich habe einen – kleinen – Teil meiner MSCI-World ETFs verkauft. Heute, einen Tag später, strahlt mich die Börse tiefgrün an und ich habe ausserdem schmerzlich zu spüren bekommen, wie die Abgeltungssteuer bei so einem Verkauf zu Buche schlägt.

Das soll hier mal ein kurzer schneller Einblick in meinen Gemütszustand sein, nach dem gestrigen Verkauf einer kleinen Position meiner MSCI-World ETFs.

Mein Grundgedanke beim Verkauf war im Prinzip eine kleine Gewinnmitnahme “für den Fall der Fälle”. Es war die kleinste Position meiner bis dahin drei MSCI-World ETFs und hat ungefähr 3,88% vom Gesamt-Portfolio ausgemacht. Die Position lag gestern beim Verkauf um die 33% im Plus.

Würde ich den Verkauf heute rückblickend als Fehler bewerten? Das muss ich glaube ich ehrlicherweise mit “Ja” beantworten, aber zum Glück kein wirklich dramatischer. Ich bin auf jeden Fall um eine Erfahrung reicher an der Börse und will das natürlich auch hier teilen.

Fehler 1 – Keine Verrechnung mit Verlusten möglich

Ein Hintergedanke beim Verkauf war die Verrechnung der hier gemachten Gewinne mit den Verlusten aus dem Januar. Da hatte ich meine RWE-Position mit einem guten Minus verkauft.

Jetzt wurde ich auf Twitter sogar noch vor meinem Verkauf darauf hingewiesen, dass ich Gewinne aus ETF- nicht mit Verlusten aus Aktien-Verkäufen verrechnen kann.

Aber vielleicht kennt ihr das auch: Man hat sich etwas schon so irgendwie vorgenommen und blendet solche Punkte dann einfach ein Stück weit aus.

Denn eigentlich wurde der ETF-Verkauf dadurch deutlich weniger lukrativ, aber ich habe das nicht mehr wirklich in meine Entscheidung einfliessen lassen.

Fehler 2 – Kurzfristiger Kurswechsel

Noch im letzten Monat habe ich darüber geschrieben, dass ich meine Strategie trotz schwieriger werdendem Börsenumfeld nicht plane zu ändern. Ein knapper Monat später dann – zack – ein kleiner Teilverkauf.

Prinzipiell ist es sicherlich richtig seine Strategie kontinuierlich zu überdenken und an neue Gegebenheiten anzupassen. Und natürlich ist der Ukraine-Konflikt durchaus eine solche neue Gegebenheit.

Trotzdem habe ich den Schwenk glaube ich zu schnell vollzogen. Natürlich auch geschürt durch die Nachrichtenlage, dass es Morgen evtl. schon zu spät sein könnte.

Sich selber solchen Druck zu machen ist sicherlich weder an der Börse noch sonst ein guter Ratgeber!

Fehler 3 – Konsolidierung schön reden

Am Anfang war die Konsolidierung meiner ETF-Positionen ein angenehmer Nebeneffekt. Ursprünglich hatte ich ja noch meine fehlerhafte Vorstellung der Verlustverrechnung im Kopf und war getrieben von der Nachrichtenlage.

Nachdem aber die Verrechnung der Verluste definitiv vom Tisch war, wurde der Aspekt der Konsolidierung für mich immer dominanter. Der Punkt alleine hat aber in der Vergangenheit einen Verkauf nicht gerechtfertigt und hätte es im Prinzip – ohne die anderen Punkte – auch jetzt nicht.

Und jetzt?

Evtl. ist es zu früh, um schon jetzt die Gesamtabrechnung zu betrachten. Es kann natürlich immer noch einiges passieren, da ja neben dem Ukraine-Konflikt auch die Zins-Thematik den Markt noch immer belastet (so voll professionelles Börsensprech ;-)).

Aber ich muss auch ehrlich sagen, dass ich heute nicht mehr verkaufen würde. Ist einfach so und ich denke da sollte man sich auch selber dann nichts vormachen. Es hier offen auszusprechen entfaltet natürlich nochmal eine besondere therapeutische Wirkung!

Ein gut gefülltes Referenzkonto 🙂

Aber wie weiter oben bereits geschrieben ist das jetzt auch keine Vollkatastrophe. Ich werde vermutlich meine Sparpläne für meinen iShares MSCI-World ETF jetzt ein paar Monate lang erhöhen und das Geld auf diese Weise wieder re-investieren. Natürlich werde ich – jetzt wo ich einmal verkauft habe – mir vorher noch anschauen in welche Richtung die Reise politisch geht.

In ein paar Monaten werde ich dann – so wie ich mich kenne – wieder voll investiert sein und alles läuft wieder seinen gewohnten Gang. Die Erfahrung wird mir hoffentlich dabei helfen in vergleichbaren Situationen ruhiger zu handeln und mir auch immer wieder meinen Anlagehorizont klar zu machen.


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4 Gedanken zu „ETF-Verkauf – Ein Fehler?

  1. ETF-Labor Antworten

    Bei aller sinnvoller Manöverkritik und wichtiger Nacharbeitung der Geschehnisse noch ein positiver Aspekt: An dem Beispiel sieht man die Vorteile von TEILverkäufen. Geht es weiter bergab hat man “wenigstens ein paar schöne Gewinne gesichert”, geht es weiter bergauf hat man trotzdem noch ein Eisen im Feuer.

    Aber das Allerwichtigste: Aus dem eigenen Handeln lernen, wenn es gegen die eigene Strategie ist. Danke für’s Teilen, so können wir alle lernen und zusammen wachsen!

  2. Elfi Antworten

    Ja, zugegeben, ist ärgerlich, wenn man etwas zum falschen Zeitpunkt verkauft, aber diese Unruhe ist einfach lange Zeit am Anfang des Börsenlebens da. Wenn man einmal viele Börsenjahre hinter sich hat ( bei mir sind es 36 Jahre ), dann geht man solche Ereignisse einfach gelassener an.
    Und wichtiger Grundsatz, nie die Gier regieren lassen. Denn „ Gier frißt Hirn „ Stockmum

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